Wahrnehmung - der Name ist Programm!

Copyright Bildmaterial 2015 by Ronaldo Goldberger (Zentrum für Persönlichkeitsentfaltung, Villmergen/AG)

 

10. August 2015

 

KÜRZLICH KAM ICH ECHT INS GRÜBELN, sollte ich doch zwei gestandenen Berufsleuten, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte,

zwischen Tür und Angel erklären, was sich in meinen Seminaren eigentlich abspiele. In grenzenloser Begeisterung und kindlichem Gemüt holte ich für eine halbe Minute aus und führte konzis und knackig, wie ich gutmütig vermeinte, aus, auf was meine Wahrnehmungsseminare abzielten. Mit einem heiter-gelassenen Blick hinter die Kulissen liessen sich verwickelte Zusammenhänge des Lebens aufzeigen, womit, kraft der gewonnenen Erkenntnis, mühselige Umwege in der persönlichen Erfahrungswelt umschifft werden können.

 

Gesagt - und barsche Fragezeichen geerntet! Die beiden fachfremden Männer, ein Schweizer und ein Deutscher, erteilten mir, unabhängig voneinander, in einer schnippisch-rhetorischen Retourkutsche, die nicht böse gemeint war, eine Absage der besonderen Gattung: "Ich habe nichts verstanden". Das sass!

 

Nach nunmehr fast zwei Jahrzehnten, während der ich mich als (Beziehungs-)Coach in unzähligen öffentlichen Veranstaltungen und persönlichen Beratungen intensiv mit Präkognition, der Verknüpfung von Zusammenhängen, Synchronizitäten, Fokussierung aufs Jetzt und - buchstäblich gemeint - mit der intuitiven Deutung innerer Bilder befasse, finde ich mich zurückgeworfen auf den Ursprung meiner mit spielerischem Humor, sensitivem Zugang und Menschenliebe erkundeten Arena. In die Tiefe zu loten über teilweise lang zurückliegende Ursprünge eines beruflichen Karriereknicks, Liebeskummer, finanzielle Not oder aufbrausende Sinnkrisen scheint nicht schwer - hingegen wahrzunehmen, was jetzt gerade sich abspielt, umso mehr...

 

Kurzerhand machte ich mich auf die geistigen Socken und durchpflügte zusammen mit meiner so einfühlsamen Frau Gemahlin die Gehirnwindungen, um fündig zu werden, wie einem unzähligen Reizen ausgesetzten Publikum von heute, das vielfach herausgefordert ist, schmackhaft gemacht werden könne, dass Wahrnehmung in seinem Kern mitnichten eine bizarre Luftblase sei, sondern vielmehr eine echte Lebenshilfe. Im heftigen Brainstorming gab ein Wort dem anderen die Klinke in die Hand. Gesetzt der Fall, ich müsste dem heute neu eröffneten Blog zur Homepage einen rassigen Titel verpassen, der magisch zieht, weil er aufzeigt, wie das Leben in seinen unermesslichen Strukturen abläuft, nämlich mal so, mal anders - aber natürlich stets folgerichtig: welche 'erschlagende Zeilen' müssten als verbale Lockvögel herhalten? 

 

Es mangelte nicht, sondern hagelte an Vorschlägen: 

  • überraschend fündig
  • offenbar (un)klar!?
  • eindeutig-zweideutig
  • Der Kulissenschieber
  • Aussicht auf Einsicht
  • Gedankensplitter
  • kulissenfrei
  • u.w.m.

Doch diese Müsterchen sind im Endeffekt, wenn man sie auf den Gehalt herunter bricht, schlicht aufgeblasene Marketing-Versatzstücke. Weder beabsichtige ich, durch Erhöhung meiner Selbst den um Rat und Anregung Bittenden ein Weltbild vorzugaukeln, noch unproportional das Positive herauszustreichen, auf dass ewig verklärter Friede in unseren Gefilden herrsche. In einer Welt voller Widersprüche gibt es die Non-plus-ultra-Patentrezepte nicht, mittelst derer sich ein wagemutiges, mitunter an seine natürlichen Grenzen stossendes Leben einfach so umstülpen liesse.

 

Womit also - zurück zu den Wurzeln! - der Wahrnehmung in ihrer ergreifenden Schlichtheit Tribut gezollt werden soll: es geht ums Registrieren dessen, was sich wahrhaftig abspielt. Wohl umschreibe ich es, so dass es kognitiv begreifbar wird, aber ich lasse es unbewertet. Nicht an mir als Gestalter und Moderator eines Seminars liegt es, den im Leben Ringenden eine Sichtweise aufzudrücken, sondern Zusammenhänge aufzuzeigen. Um diese zu erkennen, bedarf es einer tüchtigen und erfrischenden Portion Assoziationskraft. Diese mag sich erhellend oder belämmernd auswirken, Aha-Erlebnisse hervorrufen, Augenwasser, Gelächter, Unverstand, Widerstand, Dankbarkeit. Schweift der Blick erst mal auf die Hinterseite der Kulisse seines eigenen Lebenskonstrukts, dann fängt's so richtig an, spannend zu werden.

 

Willkommen in der Welt der Wahrnehmung! Es geht um Wissen, nicht um Spekulation oder Glauben. Näheres hierzu später in einem weiteren Beitrag. 

 

Geben Sie ruhig Ihre Gedanken preis und schreiben Sie einen Kommentar. Ich selbst profitiere unter Umständen am ehesten - siehe mein unumwundenes Geständnis zu Beginn dieses Artikels! Merci.

 

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